Das Foto zeigt die Aufnahme des "Die Neue Norm"-Podcasts, der in Zusammenarbeit mit dem BR2 entsteht. Das Moderationsteam besteht aus den drei Journalist:innen und Sozialheld:innen Judyta Smykowski, Jonas Karpa und Raul Krauthausen. (Bildnachweis: Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de)
Wir haben mit Jonas Karpa, unserem Dozenten für den Workshop "Barrierefreier Journalismus", über eben jenen gesprochen. Was ist Barrierefreier Journalismus und was muss er leisten? Im Interview erzählt Jonas, wo er noch Handlungs- und Verbesserungsbedarf in Medienhäusern sieht.
Jonas Karpa, wie weit verbreitet ist barrierefreier Journalismus in Deutschland?
Jonas Karpa: Leider sehr wenig. Es gibt immer noch viele Barrieren. Zum Beispiel wenn es bei der Bebilderung von journalistischen Inhalten keinen Alternativtext gibt oder wenn Texte nicht in leichter Sprache zur Verfügung gestellt werden. Nicht nur der Zugang zu den Medien ist ein Problem, sondern auch der Zugang in den Journalismus. Viele Redaktionen sind nicht vielfältig. Deswegen werden zum Beispiel Menschen mit Behinderung oft nicht von Anfang an mitgedacht.
Und wo kann man ansetzen? Was muss sich konkret ändern?
Karpa: Es gibt verschiedene Ansatzpunkte. Zum einen sind es Ausbildungsmöglichkeiten, die wichtig sind, um mehr Vielfalt in den Journalismus zu bringen. Es müssen mehr Möglichkeiten geschaffen werden – Zum Beispiel über ein Quotenmodell. Da ist auch die Politik gefragt. Mit mehr Vielfalt im Team lässt sich vieles von Anfang an besser umsetzen. Ansonsten geben wir Schulungen für Medienhäuser und geben Konzepte an die Hand, um die Zugänge zu journalistischen Inhalten barrierefreier zu machen und alle Menschen mitzudenken. Unser Wunsch und unser Ziel für die Zukunft ist es natürlich, dass diese Workshops gar nicht erst nötig sind.
Wie offen sind Medienhäuser und Journalistinnen dafür?*
Karpa: Man merkt schon, dass es Tendenzen in beide Richtungen gibt. Es gibt offene, zukunftsgewandte Medienhäuser und eher konservative konkreten Berichterstattung kann man kurzfristig relativ leicht etwas ändern – zum Beispiel die Social Media Posts barrierefreier machen. Da sind viele offen für, da es schnell umzusetzen ist. Damit ist es aber noch lange nicht getan. Es ist ein Prozess der auch von innen heraus von den Medienhäusern gelebt und gewollt werden muss. Es müssen neue Strukturen geschaffen werden, um für einen barrierefreien und vielfältigen Journalismus zu sorgen.
Das Motto des Medien-Zukunft-Festivals 2021 ist Verantwortung. Was bedeutet Verantwortung im Journalismus für Sie?
Karpa: Der Journalismus hat die große Verantwortung eine ausgewogene Berichterstattung herzustellen. Und das geht nur, wenn unsere gesamte Gesellschaft mitgedacht und niemand vergessen oder Außen vor gelassen wird. Ein elitärer Kreis zu sein, kann nicht das Ziel des Journalismus und der Medienschaffenden sein.
Das Interview führte Katharina Kausche.
Wer sich für Barrierefreien Journalismus interessiert, kann sich noch für den Workshop am 16. Oktober anmelden. Das Seminar findet während des MZF21 online statt. Tickets gibt es hier: https://www.eventbrite.de/e/medien-zukunft-festival-2021-tickets-169341110821