Welche Begriffe kommen einem als erstes in den Sinn beim Wort Ostdeutschland? Derzeit wohl am ehesten Chemnitz, Köthen und das Sächsische LKA. Groß und bundesweit wurde darüber berichtet, an prominenter Stelle. Doch das ist auch das, was vielen aufstößt, die selbst in den Medien arbeiten.
Werde über Ostdeutschland berichtet, dann nur über Probleme. Andere Themen kämen zu kurz, lautet etwa das Ergebnis einer Untersuchung, die der Mitteldeutsche Rundfunk in Auftrag gegeben hat. 170 Millionen Presseartikel seit dem Jahr der Wiedervereinigung wurden dazu ausgewertet und nach verschiedenen Kategorien erfasst, Kultur kam dabei deutlich weniger (und stark unterrepräsentiert) vor als Wirtschaft. Und: Positiv besetzte Begriffen wie „Aufschwung“, „Modernisierung“ oder „Wachstum“ im Zusammenhang mit „Wirtschaft“ seien nach einiger Zeit nicht mehr so häufig verwendet worden wie kurz nach 1990 – im Gegensatz zu „Armut“, „abgehängt“ oder eben „Rechtsextremismus“ und „Hass“.
Selbst heute, fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und 28 Jahre nach der Wiedervereinigung, bestünden immer noch Vorurteile in den Köpfen westdeutscher Medienmacher, heißt es. So berichtet etwa Marieke Reimann, heute Chefredakteurin des jungen Zeit-Magazins Zett, dass sie als Praktikantin am Newsdesk eines Medienunternehmens angehalten wurde, Überschriften zu Themen mit Ostbezug negativer zu formulieren, weil das die Menschen so gewohnt seien. Zurückzuführen sei das auch auf die handelnden Personen, in den großen Medien seien Ostdeutsche unterrepräsentiert.
Doch wie immer: nicht alles ist negativ.Wie es auch im Osten nicht nur Probleme und Rechte gibt, gebe es auch in der Berichterstattung Verbesserungen. Unter anderem, weil einige aufgeschrien und andere Seiten publik gemacht hätten. Das funktioniert aber nur, wenn alle, hüben wie drüben, ihren Blickwinkel weiten. So wie das die oben angesprochene Marieke Reimann derzeit tut, mit einer Themenreihe zur Deutschen Einheit, über deren Ziele sie in einem Interview spricht (zum Text hier).
Reimann empfiehlt dabei übrigens auch den Besuch von Veranstaltungen, auf denen man andere Journalisten treffen kann. Möglich ist das – Werbung in eigener Sache – bei unserem Medien|Zukunft|Festival am 13. Oktober in Heidelberg. Und passenderweise wird auch unsere Gastgeberstadt derzeit im Zusammenhang mit dem Osten häufig genannt.
Zumindest für unsere Veranstaltung hoffen wir, dass man bei Heidelberg zukünftig auch an das MZF denkt 😉